Wie wir bereits am 26.05.2018 berichteten bietet die Stuttgarter Wohngruppe JELLA Mädchen ab 14 Jahren mit einer meist traumatisch bedingten Suchtentwicklung pädagogische und therapeutische Hilfen. Ein ganz besonderer Bestandteil der rund ein Jahr dauernden Therapiezeit sind dabei erlebnispädagogische Gruppenangebote und Ferienfreizeiten.
In den Pfingstferien hat die Mädchenwohngruppe eine Ferienwoche in einer einsam gelegenen Selbstversorgerhütte in den Schweizer Bergen verbracht. KiNiKi ermöglichte dabei durch einen Zuschuss die Realisierung eines – über kostenfreies Wandern hinausgehenden – abwechslungsreichen erlebnispädagogischen Programms.
Für viele Mädchen war es die erste Auslandsfahrt bzw. Reise seit vielen Jahren und deshalb war es nicht verwunderlich, dass sie bereits Wochen davor fleißig organisierten, packten und der Freizeitwoche entgegen fieberten.
Die Mädchen waren aktiv an den Planungen und Vorbereitungen beteiligt. Gemeinsam haben sie recherchiert, was die Gegend so bietet, welchen Berggipfel sie erobern möchten…
Gleich am zweiten Tag wurde spontan beschlossen, eine Schluchtenwanderung zu machen und danach bei strahlendem Wetter das Boot zu wassern. Das gemeinsame Paddeln erwies sich als gar nicht so einfach und als erste Herausforderung an die Gruppe als Team.
Weitere Programmpunkte waren eine Höhlenbesichtigung und ein Ausflug in das kleine Städtchen Thun.
Das Highlight der Woche war jedoch die Erklimmung des 2000 Meter hohen Augstmatthorn. Diese Wanderung hatte ein Mädchen der Wohngruppe ausgesucht und alle Bewohnerinnen kamen mit. Während der 8,5 (!) stündigen Wanderung kamen alle Beteiligten – Mädchen und Betreuerinnen - an ihre Grenzen und hinterließ Spuren und tiefe Eindrücke:
So meinte Nele (15): „Ich kann hier beim Wandern direkt meine Therapieziele üben. Ich vergleiche mich immer ständig mit jedem und allen. Das möchte ich ändern. Jetzt gerade merke ich, dass ich nicht schauen soll, wie schnell die anderen sind oder wie langsam ich bin, sondern mein Tempo finden, dann geht es am besten.“
Eine andere Bewohnerin meinte am Ende der Freizeit: „Es ist unglaublich, wie man manche Dinge plötzlich anders sieht, wenn man etwas Abstand gewinnt. Die Natur, das draußen sein und der Abstand vom Alltag hat mich vieles klarer sehen lassen. Außerdem haben wir uns als Gruppe viel besser kennen gelernt.“
Den Mädchen eröffneten sich Räume innerlich wie äußerlich auf Entdeckungsreise zu gehen, neue soziale und emotionale Erfahrungen zu sammeln und dabei Körperlichkeit, Kraft und Ausdauer zu erleben – allesamt unverzichtbare Ressourcen auf dem Weg zu einem cleanen und selbstbestimmten Leben.
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